Am 23. September 2025 kamen die Delegierten der Psychotherapeutenkammer Berlin zur 94. Delegiertenversammlung zusammen – in einer Zeit, in der zentrale Fragen zur Ausgestaltung der psychotherapeutischen Versorgung im gesundheitspolitischen Umfeld auf der Tagesordnung stehen.
Gesundheitspolitik im Fokus: Direktzugang statt Primärarztmodell
In ihrer einleitenden Rede betonte Kammerpräsidentin Eva Schweitzer-Köhn die zunehmende Bedeutung gesundheitspolitischer Positionierung. So wende sich die Kammer entschieden gegen das von der Bundesregierung diskutierte Primärarztsystem für die Psychotherapie, das Patient*innen verpflichten würde, zunächst eine haus- oder kinderärztliche Einschätzung einzuholen, bevor sie psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen dürfen.
Die PtK Berlin unterstützt hier ausdrücklich das Positionspapier der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), das den Direktzugang zur Psychotherapie verteidigt.
Weiterbildung: Finanzierung bleibt ungelöst – doch der Druck wächst
Ein weiterer Schwerpunkt war die nach wie vor ungeklärte Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Schweitzer-Köhn berichtete über die Arbeit der dazu auf der Bundesebene aktiven Task Force. Geplant sind weitere Gespräche mit politischen Entscheidungsträger*innen auf Landes- und Bundesebene, Protestaktionen sowie eine enge Zusammenarbeit mit Landeskrankenhausgesellschaften zur Förderung von Weiterbildungsstellen.
Die BPtK bereitet derzeit ein Informationspapier zu Lösungsvorschlägen für das Bundesgesundheitsministerium vor und plant für das Frühjahr 2026 ein hochkarätig besetztes Treffen mit dem GKV-Spitzenverband, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft sowie Vertreter*innen aus der Politik.
Digitalisierung und KI: Neue Veranstaltungsreihe zu Chancen und Risiken
Die Kommission Digitalisierung der PtK Berlin stellte ihre Arbeit zur zunehmenden Bedeutung Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen vor. Unter der Leitung des Vorstandsmitglieds Dr. Peter Tossmann plant die Kommission eine Veranstaltungsreihe, die Mitglieder über aktuelle Entwicklungen im KI-Kontext informieren und eine fachlich fundierte Haltung fördern soll. Die ersten beiden Termine finden bereits im November statt. Weitere Veranstaltungen zu ethischen Fragen, Datenschutz und Technikfolgenabschätzung sind für 2026 geplant.
Berufsordnung: Schweigepflicht, ePA und neue Herausforderungen
Der Ausschuss Berufsordnung berichtete über seine aktuellen Schwerpunkte, darunter die Prüfung anonymer Beschwerden, Diskussionen zum Umgang mit Ausfallhonoraren bei Krankheit von Patient*innen und erste Überlegungen zu möglichen berufsrechtlichen Anpassungen im Umgang mit KI und Online-Therapie. Für den 18.11.2025 ist eine Mitgliederveranstaltung zur Schweigepflicht geplant – ein Thema, das auch im Zuge der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Bericht des Vorstandes: Versorgungswerk nimmt Gestalt an
Ein zentrales Thema des Vorstandsberichts war die Einrichtung eines Versorgungswerks für die Berliner Kammermitglieder. Nach intensiver Prüfung verschiedener Modelle hatte die zuständige Kommission den Anschluss an die Bayerische Ingenieurversorgung-Bau mit Psychotherapeut*innenversorgung empfohlen.
Die Delegiertenversammlung stimmte nach regem Austausch für den Vorschlag – eine Entscheidung mit weitreichender Bedeutung für die Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung der Mitglieder. Der Anschluss muss vor dem Start vom Berliner Abgeordnetenhaus durch einen Staatsvertrag umgesetzt werden.
Veranstaltungen und Kammeraktivitäten: Vielfalt, Haltung und Austausch
Auch öffentlich zeigte sich die Kammer über Kooperationsveranstaltungen und Aktivitäten präsent. Besonders gut besucht war der Fachtag am 28. Juni 2025 zum Thema „Zwischen Heilauftrag und Haltung“ – Umgang mit rechtsextremen Haltungen in der Psychotherapie, eine Kooperation mit dem IZRD e. V. und gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Weitere Formate wie die Fortbildungsreihe zur inklusiven Psychotherapie oder die Teilnahme am Christopher Street Day verdeutlichen das Engagement der Kammer für eine vielfältige und diskriminierungssensible psychotherapeutische Versorgung.
Ob es um gesundheitspolitische Weichenstellungen, Digitalisierung, die Zukunft der Weiterbildung oder berufsrechtliche Entwicklungen geht – die PtK Berlin zeigt sich entschlossen, aktiv und gut vernetzt, um im Sinne ihrer Mitglieder und der Patient*innen Position zu beziehen und Veränderungen mitzugestalten. Wir halten Sie selbstverständlich auf dem Laufenden.