Neue Ausstellung „Apropos Sex“ im Museum für Kommunikation Berlin
Sexuelle Identität, Spaß, Lust und Grenzen: Mit diesen Themen befasst sich die Sonderausstellung „Apropos Sex“, die derzeit im Berliner Museum für Kommunikation zu sehen ist. Sie eröffnet den Raum für Reflexion, Neugier und Dialog über Sexualität und alles, was mit ihr verknüpft ist.
Sexualität ist ein grundlegender Teil menschlichen Lebens, und gleichzeitig eines der am meisten tabuisierten Themen. Dabei gehört sie untrennbar zur psychischen Gesundheit. Lust, Nähe, Intimität und Identität sind zentrale Aspekte unseres Erlebens. Sowohl im Alltag als auch in der psychotherapeutischen Praxis schwingen sie zwar ständig mit - offen zur Sprache kommen sie aber selten. Die Ausstellung „APROPOS SEX“ im Berliner Museum für Kommunikation bietet einen inspirierenden Anlass, genau das zu ändern.
Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wie sich die Wahrnehmung von und das Sprechen über Sexualität in den letzten hundert Jahren verändert haben. In sieben interaktiven Themenbereichen werden Fragen gestellt, die auch in der Psychotherapie von zentraler Bedeutung sind: Wie sprechen wir über Sexualität – und warum oft so zögerlich? Welche gesellschaftlichen, kulturellen und familiären Prägungen bestimmen unser Erleben von Lust und Nähe? Und was bedeutet es, sich in der eigenen Sexualität zu finden, jenseits von Scham, Schuld oder normativen Vorstellungen?
Psychotherapie, Sexualität und Sprache – ein notwendiger Dialog
Gerade in der psychotherapeutischen Arbeit wird spürbar, wie eng Sexualität mit Identität, Selbstwert und Beziehungserleben verwoben ist. Themen wie Körperbilder, sexuelle Orientierung, Begehren, Grenzverletzungen oder Scham betreffen viele Patient*innen – oft unausgesprochen. Hier bietet „APROPOS SEX“ anregende Impulse, um die Komplexität sichtbar zu machen und einen Raum für Reflexion und Offenheit zu schaffen.
Forschungsbefunde zeigen, dass das Sprechen über Sexualität in der Psychotherapie durchaus als wichtig, aber bisher als nicht ausreichend implementiert angesehen wird. Unerfüllte sexuelle Bedürfnisse, Scham- oder Schuldgefühle, sexuelle Funktionsstörungen oder negative Beziehungserfahrungen können erheblichen Einfluss auf die Stimmung, das Selbstbild und die Lebenszufriedenheit haben. Ebenso kann umgekehrt psychische Belastung, etwa durch Depression, Traumata oder Angst, das sexuelle Erleben beeinträchtigen. Eine stärkere Integration von Sexualität in die psychotherapeutische Praxis, etwa durch den Ausbau von Sexualtherapie und durch gesonderte Weiterbildungen für Psychotherapeut*innen, könnte ein offeneres und kompetenteres Ansprechen ermöglichen. Dabei spielt auch die Bereitschaft der Behandelnden, über Sexualität zu sprechen und die eigenen Tabus zu reflektieren, eine große Rolle.
Die Ausstellung macht Mut, die meist aus Scham, Angst vor Bewertung oder fehlenden Worten resultierende Sprachlosigkeit zu überwinden und Sexualität als selbstverständlichen Bestandteil menschlicher Erfahrung zu begreifen.
Die Ausstellung „Apropos Sex“ kann zu den regulären Öffnungszeiten des Museums für Kommunikation noch bis zum 06.09.2026 besucht werden.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.mfk-berlin.de/ausstellung-apropos-sex/.
Tobias Herrmann-Schwarz