Sowohl die Psychotherapie als auch die Kunst suchen Wege, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Diese Verbindung steht im Zentrum der Ausstellung „Psychische Innenräume zwischen Figur und Abstraktion – Drei bildnerische Positionen“, die am 10. Oktober in den Räumen der Psychotherapeutenkammer Berlin eröffnet wurde.
Kunst und Psychotherapie – zwei Disziplinen, die auf den ersten Blick verschieden erscheinen, teilen doch ein zentrales Anliegen: Sie machen Unsichtbares sichtbar. Beide beschäftigen sich mit dem, was sich unter der Oberfläche abspielt – mit inneren Bildern, Gefühlen, Spannungen. Mit dem, was oft (noch) keine Worte hat.
Diesen Prozessen mit Sprache, Beziehung und Resonanz zu begegnen ist das Ziel in der Psychotherapie. Die Kunst nutzt Farbe, Form und Symbol, um ähnliche seelische Räume zu öffnen. So entstehen auf beiden Wegen Ausdrucksformen für das Innere – und die Möglichkeit zur Veränderung.
Vor dem Hintergrund dieser Idee wurde am 10. Oktober 2025 in den Räumen der Psychotherapeutenkammer Berlin die Ausstellung „Psychische Innenräume zwischen Figur und Abstraktion – Drei bildnerische Positionen“ eröffnet. Die Vernissage fand direkt vor der Mitgliederversammlung der PtK statt und schuf so auch einen besonderen und inspirierenden Rahmen für den anschließenden professionellen Austausch in unseren Räumlichkeiten.
Dem Unaussprechlichen eine Form geben
Die Ausstellung zeigt Werke der drei Künstler*innen Dagmar Sissolak, Peter Rollny und Marc Schreiner die neben ihren Hauptberufen als Ärztin, Jurist und Kunsttherapeut auch ein intensives künstlerisches Schaffen leben.
Konzipiert und kuratiert wurde sie von Vorstandsmitglied Anna Heike Grüneke, die in ihrer Begrüßung eindrucksvoll die Verbindung von künstlerischem Schaffen und psychotherapeutischem Denken beleuchtete. Kunst, so betonte sie, könne dort sprechen, wo Sprache versagt – ein Gedanke, der auch in ihrer therapeutischen Praxis immer wieder sichtbar werde.
Es gebe aber noch eine weitere direkte Verbindungslinie zwischen Kunst und Psychotherapie, so Grüneke: „Heilung bedeutet Veränderung - und wir als Psychotherapeut*innen stellen uns zur Verfügung, diesen lebendigen Prozess zu begleiten. Kreativität und Gestaltungwille sind eine Voraussetzung für Veränderung. In einer Zeit, in der Algorithmen unsere Gespräche vorhersagen und Chatbots in Sekunden Antworten generieren, erinnert uns diese Ausstellung an das eigentlich Wesentliche: die unverwechselbare, lebendige und heilsame Kraft der echten Begegnung.“
Die Ausstellung „Psychische Innenräume zwischen Figur und Abstraktion – Drei bildnerische Positionen“ kann noch bis Ende März 2026 in der Geschäftsstelle der Kammer besucht werden.
Autorin: Nicole Sagener