Berlin, 19. Mai 2025 Am 16. Und 17. Mai fand in Leipzig der 46. Deutsche Psychotherapeutentag (DPT) statt, auf dem auch die Psychotherapeutenkammer Berlin mit ihren Delegierten vertreten war. Die Delegierten adressierten dort zentrale Anliegen an die Bundesregierung, darunter die Finanzierung der Weiterbildung, den Datenschutz im Rahmen der ePA und Fragen der Qualitätssicherung.
„Die Bundesregierung hat sich viel vorgenommen, um die psychische Gesundheit der Menschen umfassend zu stärken – von der Prävention und Früherkennung über die Versorgung und Fachkräftesicherung bis hin zur Digitalisierung und Entbürokratisierung. Entscheidend ist jetzt aber die Umsetzung“, betonte Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
Folgende Resolutionen wurden in Leipzig von den Delegierten verabschiedet und sind in ausführlicher Form auf der Seite der Bundespsychotherapeutenkammer zu finden:
Mental Health in and for all Policies: Psychische Gesundheit nachhaltig fördern
Der DPT fordert die Bundesregierung auf, psychische Gesundheit ressortübergreifend zu fördern. Nötig seien gesichertes Monitoring, nachhaltige Präventionsfinanzierung und politisches Handeln nach dem Prinzip „Mental Health in and for all Policies“ – mit besonderem Fokus auf Kinder und Jugendliche.
Qualifizierte Steuerung von Patient*innen durch Psychotherapeut*innen stärken
Psychotherapeut*innen sind zentrale Anlaufstellen bei psychischen Beschwerden. Ihre Steuerungskompetenz sollte darum gestärkt und der Direktzugang gesichert werden. Überweisungsrechte sollten ausgeweitet werden, und Krankschreibungen bei psychischen Erkrankungen ermöglicht werden.
Datenschutz bei der elektronischen Patientenakte für Kinder und Jugendliche verbessern
Der DPT fordert besseren Datenschutz in der ePA für Kinder und Jugendliche. Abrechnungsdaten dürften bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung nicht für Sorgeberechtigte einsehbar sein. Zudem müsse der Schutz einwilligungsfähiger Jugendlicher und bei Sorgerechtsentzug gewährleistet sein.
Bedarfsplanung reformieren und Weiterbildung finanzieren
Es braucht eine Reform der Bedarfsplanung für Kinder, Jugendliche und ländliche Regionen sowie eine gesicherte Finanzierung der Weiterbildung. Nur so lasse sich die psychotherapeutische Versorgung zukunftsfest machen und der wachsende Versorgungsbedarf bewältigen.
Psychosoziale Notfallversorgung muss mitgedacht werden
Psychosoziale Notfallversorgung sollte in die Krisenvorsorge des Gesundheitswesens integriert werden. Prävention, Akut- und Langzeitversorgung bei Traumafolgen müssten koordiniert werden – mit klaren Zuständigkeiten und ausreichenden Kapazitäten.
Psychotherapie für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen stärken – Abstinenzgebot streichen
Das Abstinenzgebot in der Psychotherapie-Richtlinie sollte gestrichen werden. Es verhindere oft notwendige Behandlungen bei Abhängigkeitserkrankungen. Stattdessen sollten kontrollierter Konsum und Schadensminimierung als Therapieziele anerkannt werden.
Psychotherapeutische Expertise in somatischen Akutkrankenhäusern verankern
Psychotherapeutische Expertise sollte verbindlich in somatischen Akutkrankenhäusern verankert werden. Psychische Mitbehandlung verbessere Behandlungserfolge und senke Kosten. Damit sie künftig über Vorhaltepauschalen finanzierbar bleibt, müsse sie in den Leistungsgruppen abgebildet werden.
Nutzung digitaler Medien bei Kindern und Jugendlichen – Seelische Gesundheit schützen!
Der DPT warnt vor den psychischen Folgen exzessiver Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen wie Angst, Depression oder sozialer Isolation. Prävention, gesetzliche Regulierung sozialer Medien, mehr Therapieangebote sowie intensive Forschung seien dringend nötig. Politische Initiativen wie die „Strategie Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt“ müssten zügig umgesetzt werden.
Sprachmittlung im Gesundheitswesen endlich gesetzlich verankern!
Sprachmittlung sollte im Gesundheitswesen gesetzlich verankert werden. Viele Migrant*innen könnten psychotherapeutische Hilfe nur mit Sprachmittlung wahrnehmen. Diese müsse Kassenleistung werden – auch für Geflüchtete durch Anpassung des Asylbewerberleistungsgesetzes.
Die gesamte Übersicht über die Resolutionen des 46. Deutschen Psychotherapeutentages finden Sie auf der Website der BPtK hier.