Lehrter Str. 68
10557 Berlin
Deutschland
Fühlen Sie sich kompetent im Umgang mit rechtsextremen Ansichten von Patient*innen?
Wie würden Sie damit umgehen, wenn die therapeutische Beziehung plötzlich erschüttert wird, weil ein*e Patient*in Menschen aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe oder ethnischen Zugehörigkeit mit Verachtung begegnet und ihnen fundamentale Menschenrechte abspricht? Welche inneren Konflikte löst es in Ihnen aus, wenn Menschen, die Ihre therapeutische Hilfe suchen, die Grundpfeiler unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft ablehnen und sich stattdessen leidenschaftlich nach einem autoritären, nationalistischen und ethnisch "reinen" Staat sehnen?
Wenngleich extremistische Überzeugungen keine psychische Erkrankung sind, können sie für manche Menschen ein Bewältigungsversuch sein, in einer zunehmend komplexen und bedrohlich erscheinenden Welt Halt und Orientierung zu finden (vgl. Rau et al., 2024). Schwierige Lebensereignisse und anhaltende seelische Belastungen können den Boden bereiten, auf dem rechtsextreme und verschwörungsideologische Überzeugungen gedeihen.
Der professionelle psychotherapeutische Umgang mit ideologisch radikalisierten Patient*innen stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Aktuelle Studienergebnisse belegen diese Unsicherheit: 68 Prozent von 364 deutschlandweit befragten Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen wurden bereits mit extremistischen Einstellungen in Behandlungskontexten konfrontiert (vgl. Rau et al., 2023a, b, c). 40 Prozent würden vermeiden, solchen Patient*innen einen Therapieplatz anzubieten, und 80 Prozent der Befragten fühlen sich für den souveränen Umgang mit extremistischen Denk- und Verhaltensmustern nicht ausreichend qualifiziert.
Diese Fortbildungsveranstaltung der Psychotherapeutenkammer Berlin und des Interdisziplinären Zentrums für Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung (IZRD) e.V. bietet Psychotherapeut*innen eine fundierte Auseinandersetzung mit rechtsextremen, verschwörungsideologischen und rassistischen Einstellungsmustern in der psychotherapeutischen Arbeit.
Der Fachtag findet im Rahmen des Projekts „Stark in Therapie und Weltanschauungsfragen" statt, das von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird. In Zusammenarbeit mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis werden aktuelle Erkenntnisse zum Phänomen des Rechtsextremismus beleuchtet und konkrete Handlungsansätze für die psychotherapeutische Arbeit aufgezeigt, um auf menschenfeindliche Äußerungen angemessen reagieren zu können.
Folgende Workshops stehen zur Auswahl (Wahl 1 aus 7):
- Rechtsextreme Gewalt im Netz - Hatespeech und der Umgang mit Betroffenen
Dorothee Scholz (PPT in eigener Praxis) - Eine rassismuskritische Perspektive auf die Therapie
Marcel Badra (PPT, Rassismuskritische Psychotherapie e.V.) - Musik als Spiegel von Radikalisierungsprozessen
Jenny Dilg und Heiner Vogel (nexus) - Umgang mit rechtsextremen, verschwörungstheoretischen Weltbildernbei Patient*innen
Steffi Bahro (IZRD e.V. - Projekte veritas & SiT) - Distanzierungsarbeiten mit sogenannten Reichsbürger*innen und Selbstverwalter*innen
Tobias Meilicke (IZRD e.V. - Projekte veritas & SiT) - Psychotherapeutische Beiträge zum Extremismusausstieg in Strafvollzug und Bewährungshilfe
Kerstin Sischka (PPT, nexus) & Dr. Christoph Bialluch (nexus) - Antisemitismus und Psychotherapie
OFEK e.V. (Beratungsstelle bei antisemitischen Vorfällen und Diskriminierung)
Hinweis: Der Fachtag ist bereits ausgebucht. Neue Anmeldungen werden auf die Warteliste gesetzt.
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