Von Weiterbildungspolitik bis Stadtbild-Debatte: Die jüngste Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Berlin setzte wichtige Akzente für die berufspolitische Arbeit auch im kommenden Jahr. Und auch ein Abschied wurde begangen.
Die 95. Delegiertenversammlung der Psychotherapeutenkammer Berlin am 8. November zeigte erneut die große Bandbreite berufspolitischer Themen, mit denen sich die Kammer aktuell auseinandersetzt. Von der Finanzierung der Weiterbildung über Entwicklungen in der Psychosozialen Notfallversorgung bis hin zu gesellschaftspolitischen Positionierungen – die Tagesordnung war dicht gefüllt.
Finanzierung der Weiterbildung: Teilerfolg, aber weiter Handlungsbedarf
Kammerpräsidentin Eva Schweitzer-Köhn berichtete unter anderem über den Stand der politischen Entwicklungen rund um die Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Zwar sei grundsätzlich zu begrüßen, dass CDU, CSU und SPD im Rahmen des Gesetzes zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege einen Änderungsantrag eingebracht haben, der die Finanzierung in Weiterbildungsambulanzen erstmals berücksichtigt. Die Delegierten machten jedoch in ihrer verabschiedeten Resolution zum Thema deutlich: Der Vorschlag greift zu kurz.
Darin betonen sie, dass die postgraduale Weiterbildung zwingender Bestandteil des Qualifikationserwerbs ist – verpflichtende Bestandteile wie Theorievermittlung, Supervision und Selbsterfahrung seien jedoch weiter nicht finanziell abgesichert. Zudem fehle jede Lösung für die Weiterbildung in Praxen, MVZ und Kliniken. Hier drohe ein Engpass an Weiterbildungsstellen.
Als Reaktion haben die Landespsychotherapeutenkammern Schreiben an gesundheitspolitische Sprecher*innen und Landesminister*innen formuliert, bevor das Thema am 19. Dezember erneut im Bundesrat behandelt wird. Für 2026 kündigte Schweitzer-Köhn an: „Wir finden Lösungen für die Umsetzung der Weiterbildung.“
Psychosoziale Notfallversorgung: PtK Berlin wird ständiges Mitglied im PSNV-Beirat
Von erfreulichen Nachrichten berichtete Eva Schweitzer-Köhn zum Bereich der Psychosozialen Notfall-versorgung (PSNV), die die kurzfristige, nicht-therapeutische Unterstützung von Betroffenen nach Unglücks- und Notfallereignissen sowie die Weitervermittlung in bestehende Versorgungsstrukturen regelt. Nach langem Engagement der Vize-Präsidentin Dr. Lea Gutz wurde der PtK Berlin die Mitgliedschaft im 2025 gegründeten ressortübergreifenden Beirat nach § 6 PSNVG wurde in Aussicht gestellt.
Als Mitglied im PSNV-Beirat möchte die Kammer sich künftig in die Ausgestaltung von Prävention, Akut- und Regelversorgung aktiv einbringen und so zur Weiterentwicklung der PSNV-Strukturen beitragen.
Nachtrag: am 10.12.2025 wurde die PtK Berlin offiziell in den PSNV-Beirat aufgenommen – mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel des Newsletters.
Positionierung zur „Stadtbild“-Äußerung des Bundeskanzlers
Einstimmig verabschiedete die Versammlung eine Resolution zur aktuellen „Stadtbild“-Diskussion, in der die Kammer Position bezieht. Darin heißt es: „Niemand darf wegen seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Die Äußerungen des Bundeskanzlers Friedrich Merz zum ‚Problem im Stadtbild‘ im Zusammenhang mit Migration sind diskriminierend und verletzend.“
Neuer Handlungsleitfaden zu Gewalt gegen Frauen
Der Vorstand berichtete an diesem Abend zudem von einem neuen, an den WHO-Leitlinien orientierten Handlungsleitfaden zum Umgang mit Gewalt in Paarbeziehungen und sexueller Gewalt gegen Frauen speziell für Psychotherapeut*innen. Ende November hat ihn die PtK Berlin gemeinsam mit dem „Runden Tisch Berlin – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt“ vorgestellt.
Ausblick auf 2026: Altersversorgung und Kammerwahlen
Für das kommende Jahr stehen wichtige Weichenstellungen und Termine an. So soll der Anschluss der PtK Berlin an die Bayerische Versorgungskammer per Staatsvertrag im Abgeordnetenhaus vollzogen werden – ein zentraler Schritt, um den Berliner Kammermitgliedern eine eigene Altersversorgung zu ermöglichen. Ebenso stehen Neuwahlen der Delegiertenversammlung und des Vorstands an, die maßgeblich die berufspolitische Ausrichtung der nächsten Jahre bestimmen werden. Wir halten Sie selbstverständlich auf dem Laufenden.
Feierliche Verabschiedung von Geschäftsführerin Brigitte Kemper-Bürger
Im Anschluss an die Delegiertenversammlung wurde die langjährige Geschäftsführerin der PtK Berlin, Brigitte Kemper-Bürger, feierlich verabschiedet, die Ende Januar in den Ruhestand tritt. Zahlreiche Gäste – darunter ehemalige Mitarbeiter*innen der Kammer sowie der frühere Kammerpräsident Michael Krenz – waren gekommen, um ihr persönlich für ihr langjähriges Engagement zu danken. In den Redebeiträgen und einem von den Gästen gemeinsam gesungenen Lied wurde deutlich, dass der bevorstehende Abschied beiden Seiten nicht leichtfallen wird. Zugleich freut sich die Kammer, mit Dr. Matti Zahn einen Nachfolger gewonnen zu haben, der künftig die Geschäfte der PtK Berlin führen wird.
Nicole Sagener